Topolino Club Deutschland - Jahresausfahrt 2018 - Schwäbische Alb
d’ Buckel nuff, d’ Buckel na‘

Eine abwechslungsreiche Oldtimertour durch den Westerwald, den Spessart, ein Stück entlang des Neckars auf die Schwäbische Alb. Zurück führt uns der Weg auf den Spuren von Berta Benz, entlang der Weinstraße und durch das romantische Mittelrheintal.
7:30 Uhr - wir starten zur Topolino Jahresausfahrt bei sonnigem Wetter und offenem Verdeck aus dem vorderen Westerwald. Die gesamte Anreise auf Achse bis auf die Schwäbische Alb beträgt ca. 410 km. Das ist mit 16,5 PS nicht gemütlich an einem Tag zu schaffen. Daher ist unser Tagesziel Lauffen am Neckar, ca. 290 km entfernt.

Erster Stop ist Hadamar. Wir gönnen uns einen kleinen Stadtrundgang durch Hadamar und besuchen die Gedänkstätte der NS-Tötungsanstalt. Graue Busse holten die Patienten und Patientinnen aus den 'Zwischenanstalten' ab, um in Hadamar auf grausame Weise getötet zu werden. (Weitere Informationen auf der Internetseite der Gedenkstätte Hadamar). Tief erschüttert und sehr berührt über die Schicksale so vieler Menschen fahren wir weiter.

Über idyllische Land- und Kreisstraßen durch den Westerwald und den Taununs. Bei Flörsheim überqueren wir den Main und kommen durch Darmstadt in den Odenwald. Nach einer gemütlichen Rast auf einem Waldparkplatz mit leckerem Picknick fahren wir entlang des Neckars bis Lauffen.

Am nächsten Morgen unternehmen wir einem kleinen Spaziergang durch Lauffen und besichtigen die Regiwindskirche, bevor es bei sonnigem Wetter weitergeht nach Ödenwaldstetten, unserem nächsten Ziel und dem Ort der Topolino-Club Jahresausfahrt.

Die Strecke führte uns die meiste Zeit wieder über schöne Land- und Kreisstraßen über Waiblingen, Plochingen, Kirchheim unter Teck (kurzer Stop zur Mittagszeit, sehr schöne Stadt mit sehenswerten Fachwerkhäusern) und Bad Urach mit einigen Steigungen (bis zu 17%) auf die Schwäbische Alb. Eine kleine Herausforderung für die 16,5 PS unseres Topolinos. Auf der Strecke sind wir durch einige sehr schöne Ortschaften mit tollen Fachwerkhäusern gefahren. Kurz vor Ödenwaldstetten hat uns dann noch ein heftiger Regenschauer erwischt und wir mußten das Verdeck des Topolinos schließen. Kaum am Hotel Brauerei-Gasthof Lamm angekommen, war es auch schon vorbei mit dem Regen. Da wir etwas spät dran waren, galt es nun schnell das Gepäck auszuladen, einzuchecken und die Tourunterlagen in Empfang zu nehmen. Viele Topolinos samt Besitzer standen schon zur Abfahrt bereit und scharrten erwartungsvoll mit den Reifen.

Die erste kleine Ausfahrt durch das Biosphärenreservat Schwäbische Alb mit ca. 23 km, führte uns über sehr schöne kleine Straßen und durch eine wunderbare Landschaft zum Lagerhaus in Dapfen und in einem kleinen Bogen über Buttenhausen und Eglingen wieder zurück zum Hotel. Der Gruppe der Topolinos schloss sich der wunderschöne rote Fiat Oldtimerbus an. Die Gelegenheit zur Mitfahrt im Bus wurde gerne angenommen.

Gestärkt mit Kaffee-Spezialitäten aus der Rösterei und leckerem Kuchen oder Torten aus der hauseigenen Konditorei des alten Lagerhauses an der Lauter, oder mit der köstlichen Schokolade der Chocolaterie ging es zurück zum Hotel.
Dort angekommen ging es zügig in die hoteleigene Brauerei Speidel’s Braumanufaktur. „Sodele Jetzetle“ - Wolfgang Speidel entführte uns mit netten Anekdoten und mit markigen Sprüchen in die Welt des Bieres. Wir erfuhren wissenswertes über die Kunst des Bierbrauens, der Zutaten und der unterschiedlichen Biersorten. Der Unterschied zwischen ober- und untergärigem Bier wurde ebenso anschaulich erklärt, wie der Qualitätsunterschied zwischen handwerklich gebrautem Bier und der Massenbrühe aus den Großbrauereien. Bei der kleinen Verkostung konnten wir uns vom Geschmack des hoteleigenen Bieres überzeugen und Lust auf das ein oder andere weitere Bier zum Abendessen holen.

Am Samstag bot sich die Möglichkeit das Bauernhofmuseum, direkt gegenüber vom Hotel, zu besuchen. In einer kurzen und kompakten Führung, in einem der beiden Häuser, um 1600 erbaut, welches vom Keller bis Dachboden eingerichtet ist, erklärte man uns das Leben und Arbeiten einer bäuerlichen Familie auf der Schwäbischen Alb. Ganz nebenbei erfuhren wir auch den Ursprung einiger Redewendungen, die wir heute noch anwenden. Wer hätte denn gewußt, dass „auf die lange Bank schieben“ und Flickwäsche etwas miteinander zu tun haben?
Im Zweiten Haus, 1859 erbaut, findet man altes bäuerliches Handwerk, Trachten, allerlei altes Spielzeug sowie landwirtschaftliche Maschinen. Zu dem Bauernhausmuseum gehört auch ein wunderschöner historischer Bauerngarten mit einigen zum Teil vergessenen Kultur- und Heilpflanzen und vielen Kräutern. Leider reichte die Zeit nicht aus, um das gesamte Museum zu erkunden.

Dann ging es auch schon los zur großen ca. 120 km langen Ausfahrt „d’ Buckel nuff, d’ Buckel na“. Die abwechslungsreiche Strecke führte über einige Steigungen und Talabfahrten durch die Kulturlandschaft der Schwäbischen Alb nach Neidlingen zur 'Alten Kass' zum Mittagessen.
Gut gestärkt mit leckeren Käse und schwäbischem Wurstsalat setzte sich der Tross der Topolinos wieder in Gang.

Kurvenreiche und meist kleine Straßen führten uns über Hepsisau, Lenningen, Böhringen, Hengen nach Münsingen-Auingen in das Biosphärenzentrum Altes Lager. Nach Kaffee und Kuchen ergab sich die Möglichkeit die ehemalige Truppenunterkunft aus dem Kaiserreich Ende des 19. Jahrhunderts zu erkunden. Das einstige Truppenübungsgelände liegt mitten im Biosphärenreservat Schwäbische Alb. Die Militär- und Kasernenanlage von König Wilhelm II ist gut erhalten und hat die Wirren der Geschichte gut überlebt. Einige ehemalige Manschaftsunterkünfte sind bereits renoviert oder befinden sich in der Renovierung. Heute steht eine nachhaltige Nutzung im Vordergrund mit gläsernen Manufakturen, gastronomischen Betrieben mit gesunden und regional erzeugten Produkten und Raum für Kunst und Museen.
Nach einer weiteren Etappe vorbei am Haupt- und Landesgestüt Marbach mit seinen Vollblutarabern, sind alle Topolinos wieder gut in Ödenwaldstetten angekommen.

Am Sonntag konnten wir es ruhig und gemütlich angehen lassen. Erst um 11:00 Uhr machten wir uns mit den Topolinos auf zur letzten Ausfahrt diese Treffens. Mit einer Etappe von ca. 18 km über kleine Straßen ging es zum Mittagessen und Abschluss der Topolino Jahresausfahrt nach Lichtenstein.
Es war eine sehr schöne und gelungene Jahresausfahrt in einer wunderschönen Landschaft, auf vielen schönen kleinen Straßen. Das Wetter war uns die meiste Zeit gut gesinnt, abgesehen von einigen wenigen Schauern.

Gut gelaunt und bei bestem Wetter treten wir unsere Heimreise an. Wir haben noch ca. 100 km zu fahren bis kurz hinter Pforzheim, wo wir eine Übernachtung eingeplant haben. In Pforzheim legen wir einen kurzen Stop ein und gönnen uns ein leckeres Eis.

Abends essen wir im Restaurant Adler in Bauschlott im Kraichgau. Am nächsten Morgen erfahren wir, dass Bertha Benz am 06. August 1888 die erste Autoreparatur der Welt hier vor dem Adler durchführen lies. Auf der Rückfahrt von Pforzheim nach Mannheim musste der Schuhmacher Karl Britsch neue Bremsbeläge aus Leder auf die Bremsklötze nageln. Daran erinnert ein Denkmal auf dem Bauschlotter Anger. Wenn man die Straße weiter Stadtauswärts geht, kommt man an das Schloß Bauschlott, welches im 16. Jahrhundert ein 4-türmiges Wasserschloss war. Heute ist vom dem Wassergraben nichts mehr zu sehen, aber das Schloß mit seinem schönen Innenhof ist einen Besuch wert.

Montags starten wir nach dem Frühstück auf unsere letzte Teilstrecke der Tour. Über die Südliche Weinstraße und den Rheingau wollen wir nach Bingen um dann dem Rhein flussaufwärts zu folgen bis Neuwied und von dort in den vorderen Westerwald. Mit offenem Verdeck fahren wir bis Appenhofen an der Weinstraße und legen eine Pause ein um Wein zu kaufen und etwas zu essen. Der Himmel zieht sich langsam zu und wir machen uns wieder auf den Weg. In Landau schließen wir beim Tankstop das Verdeck, da es anfängt zu regnen. Der Regen wird immer heftiger, so daß wir die schönen Ortsdurchfahrten der Weinstraße nicht genießen können. Vor Grünstadt verläßt uns der linke Scheibenwischer und die Suche in strömendem Regen beginnt. Zum Glück hat sich der Wischerarm am Seitenspiegel verhakt und konnte wieder befestigt werden. Ohne Scheibenwischer wäre bei dem sintflutartigen Regen eine Weiterfahrt unmöglich gewesen. Immer mehr Straßen sind überflutet. Das Wasser kommt in braunen Sturzbächen aus den Weinbergen geschossen. Notgedrungen beschließen eine weitere Übernachtung einzulegen und machen uns auf die Suche nach einem Hotel, die sich nicht einfach gestaltet. Das Wasser auf den Straßen steigt immer höher und die Fahrt wird immer gefährlicher, da man in dem braunen Wasser nicht sieht, ob sich evtl. Gullydeckel gehoben haben. In vielen Ortschaften ist die Feuerwehr bereits im Einsatz und pumpt überflutete Keller leer. In Rheindürkheim finden wir mit Hilfe eines Hoteliers, der leider kein Zimmer mehr für uns hatte, eine Übernachtungsmöglichkeit. Froh ohne Schaden dort angekommen zu sein, machen wir uns trotz starken Regen auf die Suche nach einem Restaurant um unseren Hunger und Durst nach dieser anstrengende Fahrt zu stillen.
Am nächsten Morgen erfahren wir beim Frühstück, dass es das schlimmste Unwetter war in der Region um Worms in diesem Frühjahr. Die Feuerwehren waren die ganze Nacht und auch noch am Morgen damit beschäftigt, die Spuren zu beseitigen. Wir machen uns gut erholt auf die nun letzte Etappe der Heimreise. Es ist grau und naß und wir fahren mit geschlossenem Verdeck bis Bingen. Nach einer Kaffee-Pause folgen wir dem Rhein bis Neuwied und biegen dort in den vorderer Westerwald ab. Von dem romantischen Mittelrheintal mit seinen vielen Burgen ist bei diesem Wetter nicht viel Romantik zu spüren.
Nach 1067 km sind wir wieder unser Zuhause.